Eine Convention-Liebesgeschichte

28. Februar 2013 at 20:53 (Liebesgrüsse vom Arschloch, Random Blah) (, , , , , , , , , , , , )


Heute möchte ich mich zu einem Thema äussern dass beinahe so alt ist wie es Animeconventions gibt.

Die Hassliebe zwischen Showgruppen/Showacts und Conventions.

Ich habe mir lange überlegt ob es eine gute Idee ist diesen Beitrag zu schreiben, da die Chance gross ist böses Blut zu wecken. Aber seien wir ehrlich. Dafür sorg ich doch sowieso, also wenn dann richtig 😉

Um über das Thema wirklich schreiben zu können muss ich allerdings etwas ausholen und für mich erst mal beschreiben was eine Animeconvention ausmacht, respektive von einem kleinen/grösseren Treffen unterscheidet.

Beginnen wir doch mit den Gemeinsamkeiten.

Cosplays

Werden im Grunde an beidem getragen

Animes

Kein Treffen ohne Leinwand auf dem Animes geschaut werden. Zumindest wenn die Treffen indoor stattfinden

Zeichentische/Brettspiele

Auch die sind zusammen mit Trading-Card-Games nicht von Treffen wegzudenken.

Bring and Buy

Meiner Erfahrung nach gibt es kein Treffen ohne grösseren Warenumtausch. Egal ob dieser nun erst vor Ort abläuft (klassischer Bring and Buy) oder via Onlineforum geplant wurde.

Was für mich eine Con jedoch definiert sind Punkte die an einem Treffen so nicht umsetzbar wären.
Es kann zwar durchaus vorkommen, dass auch an einem Treffen Händler, Showgruppen/Showacts, Karaoke, Gameroom, Ehrengäste oder Workshops anzutreffen sind, aber sie machen eher den Unterschied zu einer Con aus.

Man stelle sich einmal eine Convention ohne Händler vor. Undenkbar. Aber es wäre wohl immer noch eine Convention. Man hat ja noch den Rest.
Man stelle sich eine Convention ohne Workshops vor. Durchaus möglich, aber es würde Ablenkung und Leben aus der Veranstaltung ziehen.
Eine Con ohne Gamesroom oder ohne Cosplaywettbewerb? Selbiges. Die Con wäre noch da aber viel trister.Keine Ehrengäste? Naja sie sind zwar nicht zwingend….aber wäre doch schön welche da zu haben… :/
Kein Karaoke? Manche mögen zwar vor Freude aufschreien, aber mindestens genausoviele wären am Boden zerstört.
Ja ich behaupte sogar, dass man an einer Convention komplett auf das zeigen von Animes verzichten könnte und es würde trotzdem noch als Animecon durchgehen.

Solange der Rest vorhanden ist.

Und hier kommen für mich die Tanz/Theater/Gesangs/Comedy/Akrobatik/Improvisations-Künstler zum tragen. Besser gesagt die Showgruppen und Showacts.

Wir Showies sind im Grunde ganz genauso wie die oben erwähnten Punkte. Wir bringen Farbe in eine Con. Wir bieten Unterhaltung und Ablenkung. Eine Convention könnte garantiert ohne Bühnenprogramm auskommen, aber es wäre keine echte Convention. Genau wie wenn man auf die oben genannten Punkte verzichten würde.

Und hier gründet die oben genannte „Hassliebe“. Showgruppen stecken Monate Arbeit in Proben, Kostüme, Planung und sehr oft auch hohe Ausgaben in Transport und Unterkunft etc. Sie werden dafür allerdings auch mit Applaus und Wertschätzung noch während ihrer „Arbeit“ entlohnt. (und teilweise kann eine Con es sich auch leisten die Kosten für Fahrt/Unterkunft zu übernehmen).
Dies kann dazu führen, dass der Glaube entsteht, dass eine Showgruppe/ein Showact wichtiger wäre als andere Bereiche. Ich hab immerhin noch nie eine Standing Ovation für den Gamesroom, die P&P-Runde, das Bring and Buy oder die Workshopleiter erlebt. Auch wenn sie vermutlich genauso viel Arbeit in ihren Bereich investiert haben.

Dieser Glaube muss hierbei nicht zwingend bei den Showgruppen/Acts entstehen, sondern auch gerne bei Besuchern oder den Conventions selbst.

Für eine Con ist es daher wichtig für ein angenehmes Rahmenprogramm zu sorgen.

Auf der anderen Seite stehen jedoch Technik und Orgas. Der organisatorische Aufwand um ein Bühnenprogramm auf die Beine zu stellen ist enorm.

1. Alle Showgruppen müssen auftreten.

Problem: Nicht jede Gruppe kann zu jeder Uhrzeit wegen Anfahrt, Abfahrt, Unterkunft, Sonnenflecken etc.
Problem: Wie lange dauert welcher Auftritt. Wieviel Zeit muss für den Umbau/Aufbau eingeplant werden?
Problem: Müssen die Gruppen auch noch Proben? Falls ja kommen wir zu den oberen beiden Problemen.

2. Die Auftritte müssen alle reibungslos ablaufen

Problem: Jede Gruppe hat eigene Anforderungen an die Technik was Licht, Ton etc. betrifft.
Problem: Je nach Convention steht nicht genug Equipment zur Verfügung
Problem: Nicht jede Technik ist für jede Art von Ursprungsmaterial ausgerüstet
Problem: Manchmal kommt das Video/Tonmaterial zu kurzfristig um es noch retten zu können.

3. Die Gruppen müssen irgendwo unterkommen (dieser Punkt betrifft natürlich nur Cons die Schlafplätze organisieren können/wollen)

Problem: Schonmal versucht 20-30-50 Leute günstig, nah und brauchbar irgendwo unterzubringen? Da habt ihr das Problem.
Problem: Kurzfristige Absagen von Einzelpersonen oder Gruppen.
Problem: Besondere Ausnahmen (Latexallergie bei Matratzen. Daunenallergie bei Bettdecken etc.)

4. Die Gruppen müssen verpflegt werden

Problem: Allergien, vegane Ernährung, vegetarische Ernährung oder pingelige Leute (letzteres trifft auf mich zu ;))
Problem: Massenhaft Futter wird benötigt…Problem: Budget!!

Die Punkte 3 und 4 lassen sich oft auch mit den Helfern abdecken. Eine Con mit 5 Showgruppen und 30 Helfern muss jenachdem also rund 60-100 Leute unterbringen und verpflegen. Diese ganze Organisation muss dann auch noch neben dem eigentlichen Alltagsleben geleistet werden.
Punkt 1 und 2 funktioniert nur wenn eine richtige Kommunikation herrscht und man bestmöglich zusammenarbeitet.

Eine meiner ersten Erfahrungen vor einem Auftritt war, als ich bei der Technik ankam und vom Tontechniker in den Arm genommen wurde mit den Worten. „Ich liebe dich. Endlich jemand der unkompliziert ist.“
Diese Anekdote soll nicht Werbung für mich darstellen. Würde ich nämlich Licht- und Toneffekte brauchen und nicht nur vor einer Leinwand mit Beamer stehen, wäre ich mindestens genauso kompliziert wie der ganze Rest… vermutlich sogar noch schlimmer.
Sie soll eher als Beispiel dienen, dass die Techniker sich den Arsch abarbeiten um alles zum Laufen zu kriegen.

Auf der Gegenseite gibt es natürlich die Aufgaben und Probleme der Showgruppen.

1. Auf welchen und wievielen Cons treten wir auf?

Problem: Wieviele Cons können sich die Mitglieder leisten?
Problem: Wie oft können sich die Mitglieder frei nehmen?

2. Können wir an der Con übernachten und wie hoch sind die Kosten?

Problem: Budget der Einzelpersonen

3. Die Meute muss vor Ort.

Problem: Die Meute muss vor Ort.
Problem: Budget der Einzelpersonen.

4. Die Technik muss klappen

Problem: Es gibt keine einheitlichen Licht- und Tonscripts damit sowohl Cons als auch Showgruppen immer dasselbe einreichen.
Problem: Nicht jeder Rechner kann dieselben Video/Tonformate abspielen. Ohne ausführliche Abklärung im Vorfeld kann es passieren, dass man ohne Ton/Bild da steht.

Gerade die ersten drei Punkte sind ein Knackpunkt welcher bei Showgruppen für viel Kopfzerbrechen sorgt. Um Auftritte planen zu können ist es wichtig früh zu wissen ob man überhaupt auftreten kann. Für eine Showgruppe ist es daher wichtig früh eine Ab- oder Zusage zu erhalten.
Gerade wenn es darum geht eine Übernachtung und Transport zu organisieren kann es je nach Con extrem wichtig sein frühzeitig zu buchen. In so einem Fall ist nichts schlimmer als Monate nichts zu hören oder gar nicht erst direkt informiert zu werden ob man angenommen wird.

Ein kurzes „Wir haben deine/eure Bewerbung erhalten, aber ziehen andere Showgruppen vor“ reicht da bereits aus um zu Wissen, dass man sich eine andere Con suchen muss.

In der Vergangenheit gab es leider immer wieder Fälle bei denen die oben genannten Punkte zu Problemen zwischen Showgruppen und Cons führten. Und das daraus resultierende Drama sorgt meistens dafür, dass sich die Fronten verhärten.

Eine Gruppe kann nicht auftreten wenn die Technik ihr Licht und Ton verhaut.
Die Technik kann Licht und Ton nicht planen wenn sie die Skripte und Aufnahmen nicht rechtzeitig erhält.
Die Gruppe kann die Skripts nicht einreichen wenn sie die Vorlagen nicht rechzeitig erhalten oder Fragen hierzu nicht rechtzeitig beantwortet werden….
Das Beispiel zieht sich bis in die Unendlichkeit weiter.
Es ist also verständlich, dass zwischen Cons und Showgruppen manchmal eine Hassliebe herrscht. Eine Gruppe kann natürlich auf eine Con verzichten und woanders auftreten. Eine Con kann sich sicher eine andere Showgruppe aussuchen um sie auftreten zu lassen. In beiden Fällen gibts ja genug.
Aber am schönsten ist beides, wenn es harmoniert und die Kommunikation stimmt.

In meinen Augen gibt es hierzu auch gute Ansätze. Zum Beispiel Foren in welchen Gruppen und Cons gemeinsam Probleme besprechen können. Conübergreifende Scripts wären ebenfalls eine praktische Lösung.

Ich hoffe mein Beitrag konnte etwas Licht in die Arbeiten von Cons und Showies bringen und es bleibt zu hoffen, dass zukünftig der Fokus mehr auf Konsens und weniger auf Drama gelegt wird. Denn Schlussendlich profitieren alle davon.

Die Conventions

Die Showgruppen

und vor allem

Die Besucher.

7 Kommentare

  1. Mika // Nadine (@MiikaMusiic) said,

    Schöner Eintrag zu dem Thema. Du hast sowohl den Punkt der Showgruppen als auch den der Con so beschrieben, wie sie sind. Mit mehr Kommunikation durchaus ein lösbarer Konflikt. Danke für den Schönen Eintrag!

    • shinjischneider said,

      Danke für den Kommentar.

      Es ist doch überall in der Welt so. Wenn sich die Leute mehr Mühe geben würden die Gegenseite zu verstehen, respektive sich beide Seiten einer Geschichte anzuhören könnten wir so viele Probleme im Keim ersticken.
      Leider sind wir Menschen (ich inklusive) dafür oft zu stur oder zu naiv.

  2. Raistlin said,

    Sehr schön geschrieben!
    Teilweise hab ich bei Hanna gesehen, wie viel Stress Conseitig dabei ist und habe auch die Entwicklungen einiger Skript-Vorlagen mit erlebt.
    Es ist extrem schade, wenn die Techniker mehrfach fragen, was für Farben die Gruppe so braucht und erst eine Woche vorher gesagt wird „Das übliche an Farben. Also Rot, Gelb, Grün, Magenta und natürlich Schwarzlicht“.
    Magenta!? SCHWARZLICHT!? Sorry, aber das kann dann so kurzfristig oft nicht mehr nachbestellt werden.
    Wie du bereits angegeben hast, ist da ein gemeinsames Forum extrem praktisch ^^
    Hm… ob wohl mal ein Workshop „Die Contechnik und du“ hilfreich wäre, einfach nur um zu zeigen, worauf es uns Technikern so ankommt und wo wir von den Teilnehmern gesagt bekommen können, was für diese am schwersten/wichtigsten ist?

    • Steffen said,

      Magenta und Schwarzlicht sind nicht so wild. Für ersteres haben anständige Wackeleimer schöne Filter, letzeres kann man faken: in den seltensten Fällen ist echtes, fluoreszierendes Material vorhanden, und wenn doch, kann man es den Leuten in den meisten Fällen ausreden.

  3. Marcel said,

    Ich Liebe Dich Shinji und danke für den Beitrag, ich finde ihn super.

    • shinjischneider said,

      Danke ^-^`

      Ich dachte mir einfach, dass es besser ist wenn sich beide Seiten ein wenig beruhigen. Im Grunde wollen wir doch alle dasselbe.

      MEHR GELD 😉

  4. Klopfer said,

    Hey
    ich finde Shinji schneider total cool
    der Typ ist mit nichts zu vergleichen alle anderen in der Comedy scene sind nich so gut wie er naja mit ein Parr ausnahmen

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