Von Ritualen und Traditionen

4. August 2008 at 05:50 (Liebesgrüsse vom Arschloch) (, , , )

Das Wochenende ist vorbei und es gelang mir einen interessanten Blick in die Psyche der anderen Menschen zu erhaschen. Doch holen wir erst einmal zu den Rahmenbedingungen aus.

 

Am Freitag dem 8.8.08 (gelungenes Datum) heiratet eine alte Jugendfreundin von mir. Als Tradition in der Schweiz, ist es normal, dass am letzten Wochenende vor der Hochzeit, der Bräutigam und die Braut ein letztes Mal in „Freiheit“ auf Tour geschickt werden.

Am Samstag dem 2.8. versammelten wir uns also gegen 19 Uhr beim Basler Münster um unseren lieben Thomas ein letztes Mal in Freiheit zu demütigen.
Unsere Gruppe, bestehend aus 2 Pascal, 4 Dominik, Andi und mir (ich war das erste Mal froh über meinen Namen) zogen uns Sheriffsterne an und klebten uns ein Foto des Opfers auf den Rücken.
Traditionsgemäss trank jeder (ausser mir) noch ein Bier, bevor Thomas überhaupt erst da war. Denn nur mit einem gewissen Alkoholgehalt kann man Spass haben…. hab ich zumindest mal gehört.
Den Alkoholgehalt eines der Probanten, nennen wir ihn Depp, werde ich nebenbei mitrechnen (so pii mal Handgelenk). (0.18 Promille ab jetzt)

Viertel nach Sieben erscheint dann auch unser Opfer, wird zunächst begrüsst und fortan in eine Sträflingsuniform gepackt, komplett mit Eisenkugel (aus Plastik) um sein Bein. Zwischendurch wurde natürlich der Pegel mit einem weiteren Bier und 2 kleinen Shots angehoben. (Depp = 0.7 Promille)

Nun werden die ersten Wetten abgeschlossen. Unser Opfer Thomas, bekommt den Auftrag Unterschriften von Frauen auf seine Uniform zu bekommen, der Haken an der Sache. Er muss einen Kuss auf die Wange von jeder der Frauen bekommen die unterschreibt. Die Schätzungen belaufen sich von 17 bis zu 69 Unterschriften (ja die 17 waren von mir, ich hab den folgenden Tag massiv unterschätzt).

Sofort zog er los, vor allem darum, weil er von einigen der anderen Kerle dazu genötigt wurde. (Denkfehler meinerseits…. beim Junggesellenabschied gehts nicht um den Bräutigam, sondern um die anderen Kerle die ihn als Lockmittel missbrauchen).
Nachdem Thomas bereits nach 10 Minuten 10 Küsse abgesahnt hatte wusste ich, ich verliere meinen Wetteinsatz. Das musste doch auch gleich wieder von allen mit einem Shot begossen werden. (mittlerweile hatte ich auch mein zweites Cola getrunken). (Depp  = 0.95 Promille)

Gegen 20 Uhr gings dann mal weiter, zu einem Restaurant, denn Alkohol muss auch mit fettem Essen gebodigt werden. Kurzum verbrachten wir die folgenden 2 Stunden im Papa-Joes. Meine 9 Mitstreiter bestellten sich 3  3,5-Liter-Biertürme (Fotos folgen), was unter dem Strich 1.2 Liter für jeden ausmacht. (natürlich war auf dem Weg nochmal ein Shot genehmigt worden. Füllstand des Depps = 1.5 Promille)
Während wir gemütlich essen, stellen wir fest, dass bei uns im Raum noch 2 weitere Junggesellenabschiedsgruppen sitzen, Bier trinken und sich amüsieren.

Während  einer der Dominiks nun einen schönen Burger mit Schimmel verziert bekam (wurde anstandslos zurückgenommen und er bekam ein Gratisdesert angeboten) und wir uns den Magen vollschlugen, hatte sich Thomas derweil die nächsten 20 Unterschriften ergattert… Der Abend wird noch lange werden.

Als es ans bezahlen geht, merkt man dann, dass zwei unserer Mitstreiter, es scheinbar leider nötig haben sich zu profilieren. (Vor dem Treffen steuerte jeder von uns einen gewissen Beitrag zum Essen hinzu, was sich nun als zuviel herausstellte. Essen = 462.50 Fr. Dabei hatten wir 640.- (entspricht rund 300 Euro kosten und 450 Euro dabei))
Von dumpfen Sprüchen der, wirklich bemühten und netten, Bedienung gegenüber abgesehen, lassen es sich die beiden (ja ihr habt richtig geraten, der Depp ist einer davon) nicht nehmen, sie noch nach der Handynummer zu fragen um das Trinkgeld zu erhöhen. (wohlbemerkt, beide haben eine Freundin).
Schlussendlich geben sie ihr genau die 462.5 Fr. die es gekostet hat und sitzen blöd grinsend da, um ihr danach „gönnerhaft“ noch 40.- Fr. Trinkgeld zu geben…
Vielleicht liegt es an meiner anderen Definition von Würde und Anstand oder „gehobenem Verhalten“. Aber hohes Trinkgeld gibt man der Bedienung nebenbei, anstatt sich von oben herab zu verhalten, als ob man eine Gegenleistung erwarte.

Doch nun gehts weiter. Vor dem Restaurant werden nochmal 1 Bier und 3 Shots gekippt, (Depp = 2.2 promille) und Thomas wird weiter auf Kussjagd geschickt. Sehr zugute kommt ihm, dass wir gleich von zwei 10erGruppen Frauen begrüsst werden, welche ebenfalls den Junggesellinnenabschied ihrer Freundin feiern. (man merke 8.8.8 ist ein doofes Datum zum heiraten, da machen alle mit)

Langsam ziehen wir dann die Steinenvorstadt weiter (ist sowas wie die Reeperbahn bloss ohne Sex und grade mal 1-2 Kilometer lang) und sammeln Unterschriften, trinken Shots und Bier. (für mich machen sich allmählich die ganzen Colas die ich solidarisch mittrinken musste bemerkbar).

Kommen wir gegen Mitternacht zu einem Zwischenstand:

Erhaltene Küsse von Thomas: 70
Getroffene Junggesellenabschiedsgruppen: 4 Frauengruppen, 3 Männergruppen (wohlbemerkt alle mit dummen Aufgaben, doofen Klamotten und viel Alkohol im Blut)
Getrunkene = pro Person ca. 2.5 Liter Bier + 0.45 Liter Shots (Füllstand des Depps = 2.9 Promille)

Ein gewisses Lallen ist von nun an zumindest bei unserem Deppchen nicht mehr abzuweisen, dementsprechend schickt er auch Nonstop Thomas zum Küsschen bekommen und nutzt die Chance um selbst die Frauen anzugraben, Nummern aufzuschreiben und Küsschen zu verlangen… (auch der Halbstarke der im Restaurant versuchte die Kellnerin anzugraben, versucht kurzzeitig Frauen aufzureissen, begnügt sich jedoch mit einer ergatterten Handynummer).

Trinkend ziehen wir weiter, langsam sind wir genug rumgelaufen, also gehts auf zum nächsten Irish Pub zum…. ihr könnts euch denken. WEITERTRINKEN!!!
Innerhalb der nächsten 2 Stunden werden noch durchschnittlich 3 Shots und 2 Biere gekippt, wobei nun die ersten anfangen auf Cola umzusteigen, da sie langsam ihre Grenzen bemerken. Nicht so jedoch Schlaffi (der Halbstarke) und Deppi. Schlaffi ext weiterhin alles was man ihm vorsetzt und Deppi kippt dazu jedesmal noch nen zweiten Shot hinzu. (Deppi hat also in dieser Zeit rund 6 Shots und 2 Biere gekippt, was seinen Blutalkoholwert auf rund 4 Promille angehoben hat.)

Den Blutalkohol merkt man nun bei Deppi und Schlaffi vermehrt an. Schlaffi beginnt rumzugröhlen und Deppi fängt an rumzusitzen und nicht zu wissen was eigentlich abgeht. Es dauert nicht lange und beide entleeren den Mageninhalt auf dem Klo. (Prost meine Herren).
Die Gruppe geht langsam in die Bar, wir hören etwas Musik, als uns irgendwann auffällt. HE? Wo sind Deppi und Schlaffi?

Nun…. Deppi ist abgehauen, weil er heim wollte (bei wohlbemerkt fast 4 Promille vielleicht keine schlechte Idee… und Schlaffi fühlt sich schuldig und will ihn zurückholen, irgendwie schafft er es auch, weil Deppi rund 1 Kilometer weinend vor nem anderen Club sitzt und sich selbst die schlimmsten Bestrafungen herbeiwünscht, weil er ja alles was Brüste hat, angegraben hat obwohl er seine Freundin so sehr liebt. (Tipp meinerseits, IQ erhöhen und Blutalkohol senken wirkt Wunder)

Zumindest kommt er irgendwann zurück und wir ziehen gegen 3 Uhr morgens weiter. Zumindest probieren wir es, als wir nämlich Deppi in ein Taxi stecken wollen, rennt er plötzlich wie von der Tarantel gestochen los und ward nicht mehr gesehen…. In diesem Moment schwanke ich mit meinen Gefühlen…
Zum Einen amüsiere ich mich über die Tatsache, dass sich jemand so masslos besaufen kann, dass er nicht mehr zurechnungsfähig ist. Zum Anderen jedoch bin ich überrascht, dass der Junge mit 3.9 Promille überhaupt noch so schnell und gerade rennen kann, dass wir ihn nicht mehr einholen konnten (und ICH war komplett nüchtern). (Selbst wenn ich laut Alkoholrechner den Alkabbau aufs Maximum haue, müsste er noch 2.7 Promille intus gehabt haben).

Nunja, wir lassen uns nicht aufhalten. Während Schlaffi sich also Vorwürfe macht, dass er Deppi nicht aufgehalten habe, gehen wir in die nächste Disko und schwitzen den Alkohol aus, bis ich um 4 Uhr Morgens das Taxi besteige und nach Hause fahre.

Ergebniss des Abends:

Von Thomas erhaltene Küsse/Unterschriften: Ca. 115 (Schlaffi hat irgendwann aufgehört zu zählen, weil er nur noch saufen wollte)
Getroffene Junggesellenabschiedsgruppen: 5 männliche 5 weibliche
Getrunkene Getränke: Unsummen. Ich selbst hatte 3 Red Bull und rund 2 Liter Cola… mein Bauch schmerzt jetzt noch
Gefallene Kameraden: 1
Getroffene Erkenntnisse: Ich werde effektiv NIEMALS Alkohol trinken und mit den geschossenen Fotos viel Geld verdienen, damit die Typen ihre Freundinnen behalten 😉

 

Für die Promilleberechnung noch danke an:

http://www.blutalkohol-homepage.de/Promillerechner.php

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